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Warnung: Hartplastik-Karosserien entlacken

Verfasst: Sonntag 17. Dezember 2017, 14:17
von Heiner Jakob
"Unser Dorf soll schöner werden" - an diesen Slogan erinnern mich zahlreiche Autos in meinem Fundus. Wie aber die ungeliebte Umlackierung entfernen, ohne die Karosserie selbst zu schädigen?

Mein Freund Wolfgang Pühler, auf Motorräder spezialisierter Lackspezialist, stand oft vor dem Problem, dass zur Wiederherstellung des Originalzustands Kunststoffteile von Lacksünden oft zahlreicher Vorbesitzer befreit werden mussten - bei verwinkelten Teilen manuell eine Strafarbeit oder auch vielfach unmöglich. Irgendwann fand er heraus, dass sich die Teile im Spiritusbad einfach häuteten und den Lack abstießen, ohne am Grundmaterial Schaden zu erleiden.
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Der Versuch an einer Carrera Karosserie führte zum gleichen Ergebnis. Der nachträglich aufgebrachte Lack begann nach drei Tagen Blasen zu werfen und ließ sich nach einer Woche mit dem Pinsel bzw. einem Handbürstchen leicht entfernen. Womit auch klar ist, dass Geduld vonnöten ist. Nach 24 Stunden passiert noch gar nichts, auch nach 48 nicht.

Was passiert, wenn man eine Karosserie zu lange im Spiritusbad belässt?
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Deformationen 3.JPG
Kunststoff nicht gleich Kunststoff. Deshalb ist es ratsam, zuerst zu testen, ob das Grundmaterial das Spiritusbad verträgt. Im Falle der Porsche Karosserie kam es zu Rissbildungen und erheblichen Deformationen. Interessanterweise verformte sich die Karosserie erst Tage nach dem Entlacken im Spiritusbad.

Fazit: Siehe Signatur.

Re: Hartplastik-Karosserien entlacken

Verfasst: Dienstag 19. Dezember 2017, 23:35
von Tommy
Hallo Heiner,

manchmal reicht auch ein einfaches Spülibad über ein paar Wochen. Das tut dem Kunststoff sogar recht gut.

PS: Meinst Du den Lackierer in meiner Heimatstadt Oppenheim?

Re: Hartplastik-Karosserien entlacken

Verfasst: Mittwoch 20. Dezember 2017, 05:28
von Heiner Jakob
Ja, ich meine den Wolfgang Pühler, vormals Classic Bike Painting.

Re: Hartplastik-Karosserien entlacken

Verfasst: Samstag 23. Dezember 2017, 09:15
von Heiner Jakob
Deformationen 3.JPG

Warnung


Leider hat das Spiritusbad der Porschekarosserie übel mitgespielt. Mein Tipp war also ein Flopp. Ich habe meinen Beitrag oben entsprechend geändert. Seltsamerweise sah es zunächst so aus, als sei alles in Ordnung - keine Veränderungen festzustellen. Daher dachte ich, ich könne unbesorgt meine positiven Beobachtungen weiter geben. Erst mehrere Tage, nachdem ich die Karosserie aus dem Spiritusbad genommen hatte, begann sich die Karosserie zu verformen. Ich würde sagen, da ist kaum etwas zu retten - schade. Nicht zur Nachahmung empfohlen Sorry, ich habe Euch auf die falsche Fährte gelockt. Hoffentlich ist in der Zwischenzeit nichts Ernstes passiert.

Re: Hartplastik-Karosserien entlacken

Verfasst: Samstag 23. Dezember 2017, 14:02
von Legend
Hallo Heiner,

jaaa ... die "Jugendsünden" !!! "Damals" war man noch nicht so weit. Dies gilt für die Kunststoffe ebenso, wie für die Lacke.

Kann mich ... Tommy ... nur anschließen !!!

Meine Erfahrungen :
Spüli - Bad !!! Schüssel / Brotdose oder ähnliches nehmen; lauwarmes Wasser mit kräftigen Schuß Spüli füllen, Karosserie reinlegen - Deckel drauf u. warten (evtl. mehrere Tage).
Meißtens = Nicht Immer, läßt sich der Lack mit Bürste sanft entfernen - wenn er sich nicht schon voher incl. Decals verabschiedet hat. Klappt bei Placka u. Lackierungen auf Kunstharz allemal. Bei Acryllack / Autolack sieht's übel aus. Scharfe / agressive Mittel .. unbedingt .. vermeiden !!!

Hatte mal nen Cooper - Climax in blauer, bezaubernder Flitter - Lackierung. Nach obiger Anwendung kam ein grüner Cooper zum Vorschein ohne den geringsten Schaden genommen zu haben ; im Gegenteil = tat ihm .. Richtig .. gut !!! WELLNES PUR :exclamation:

Kleiner Nebenbei - TiPP :
Kleine Kratzer lassen sich wunderbar mit Zahnpasta auspolieren u. man erhält ne schöööne Optik !!!

lieben uni - Gruß vom
Thomas

Re: Hartplastik-Karosserien entlacken

Verfasst: Samstag 23. Dezember 2017, 16:54
von Heiner Jakob
Bei Metallen weiß man meistens, woran man ist - meistens, nicht immer. Bei Kunststoffen weiß man es nur, wenn der Hersteller vermerkt hat, um was es sich handelt. Bei den Carrera Karosserien vermute ich uneinheitliche Rezepturen. Manche Autos machen einen ziemlich robusten Eindruck (sind wahrscheinlich aus Hart-PVC), andere entwickeln im Laufe der Zeit Deformationen und Risse immer an der gleichen Stelle. Da scheint sich der Weichmacher zu verflüchtigen. Ich vermute auch, dass die Anwesenheit anderer Kunststoffe die Alterung beschleunigen kann. Manche Kunststoffe zerstören sich gegenseitig. Wie auch immer. Ich bin geheilt und werde mich nie wieder mit aggressiven Flüssigkeiten an die guten Stücke wagen. Spüli probiere ich aus, eventuell auch im Ultraschallbad, letzteres aber an einem Schrottteil. Das mit der Zahnpasta ist ein super Hinweis. Da ist meistens Wiener Kalk oder Pariser Rot drin, das sind ultrafeine Scheuermittel, seit ewigen Zeiten im Einsatz. Was auch super funktioniert, ist Plexiglaspolitur.